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15.08.2016 18:27 Alter: 8 yrs

Beckenbodentraining hilft gegen Harninkontinenz

Das gezielte Beckenbodentraining bei „Blasenschwäche“ gilt als Domäne der Frauen. Doch auch Männer können die Übungen bei Harninkontinenz einsetzen.


Der verbreitete Begriff „Blasenschwäche“ ist nicht ganz zutreffend, denn die Blase muss nicht unbedingt verantwortlich sein, wenn es zu unwillkürlichem Harnverlust kommt. Harninkontinenz kann viele Ursachen haben. Zwar handelt es sich in erster Linie um eine Alterserscheinung – so sind rund 40 Prozent der 80-Jährigen betroffen, aber nur circa 7 Prozent der 40-jährigen Frauen und knapp 2 Prozent der gleichaltrigen Männer. Auch in jungen Jahren kann jedoch eine Inkontinenz auftreten, bei Frauen meist infolge einer Schwangerschaft und Entbindung.

Männer werden dagegen häufig nach einer (Prostata-)Operation inkontinent; Schätzungen gehen hier von deutschlandweit 5.000 neuen Fällen pro Jahr aus. Insgesamt schwanken die Schätzungen zur Zahl der Harninkontinenz-Betroffenen in Deutschland zwischen fünf und neun Millionen. Viele von ihnen scheuen allerdings eine ärztliche Behandlung, da das Thema unangenehm ist.

„Nicht wenige Harninkontinenz-Patienten neigen dazu, sich sozial zurückzuziehen und auf bestimmte Aktivitäten einfach zu verzichten“, hat der Urologe Alexander Moschkowitsch aus Berlin-Schöneberg beobachtet, „dabei gibt es verschiedene wirksame Therapieansätze.“ Einer davon ist Beckenbodentraining unter physiotherapeutischer Anleitung, wie es viele Frauen im Rahmen der Schwangerschafts-Nachsorge praktizieren. Dass diese bewährten Übungen auch inkontinenten Männern wertvolle Dienste leisten können, ist kaum bekannt.

Übertriebener Ehrgeiz schadet
Wichtig ist, dass man beim Beckenbodentraining das vorgegebene Pensum einhält. Praktiker berichten von einer Tendenz der männlichen Patienten, nach dem Motto „Viel hilft viel“ vorzugehen und die Trainingsintensität und -dauer so schnell wie möglich hochzutreiben – um so schneller wieder kontinent zu werden. „Derartiger Übereifer kann kontraproduktiv wirken“, warnt Urologe Moschkowitsch. Statt die Heilung zu befördern, kann überzogenes Training sogar weitere Schädigungen hervorrufen.

Bei richtiger Ausführung und Dosierung kann Beckenbodentraining hingegen auch für Männer ein sinnvoller Therapieschritt gegen Harninkontinenz sein. Am wichtigsten ist jedoch zunächst: zum Urologen gehen!