HPV-Impfung auch für Jungen sinnvoll
Bislang empfiehlt die Ständige Impfkommission nur, Mädchen gegen HPV zu impfen. Viele Experten halten jedoch auch eine Impfung für Jungen für geboten.
Fast jeder Fall von Gebärmutterhalskrebs geht auf Humane Papillomviren (HPV) zurück. Diese werden beim Geschlechtsverkehr übertragen und gelten als häufigste infektiöse Geschlechtskrankheit weltweit.
Die Ständige Impfkommission (Stiko), auf deren Empfehlungen sich die meisten Krankenkassen bei der Frage der Kostenübernahme stützen, rät wegen dieses Zusammenhangs dazu, Mädchen zwischen 9 und 14 Jahren gegen HPV impfen zu lassen. Seit rund einem Jahrzehnt gibt es entsprechende Impfstoffe.
Jungen sind dabei außen vor – mit Ausnahme Sachsens, wo die Kassen auch die Kosten einer Jungen-Impfung übernehmen, nachdem die Sächsische Impfkommission eine entsprechende Empfehlung ausgegeben hat. Im Rest der Republik wird in Fachkreisen noch munter debattiert.
Für eine Jungen-Impfung gegen HPV spricht zunächst der Nutzen für die Frauen: Da lediglich weniger als 40 Prozent der Mädchen geimpft werden, kommt es bislang nämlich nicht zum erhofften „Herdenschutz“ (bei dem Jungen durch die geimpften Mädchen ebenfalls geschützt sind).
Dafür wäre eine Impfquote von mindestens 85 Prozent erforderlich. Somit übertragen auch die Jungen die HPV weiter und steigern damit das Gebärmutterhalskrebsrisiko der Mädchen und späteren Frauen. Doch jüngere Forschungsergebnisse zeigen darüber hinaus, dass die Jungen auch aus Eigeninteresse eine HPV-Impfung in Anspruch nehmen sollten.
HPV auch für andere Krebsarten verantwortlich
Neben Gebärmutterhalskrebs können HPV auch Peniskrebs, Analkrebs und Krebsarten im Mund-Rachen-Bereich auslösen, wie mittlerweile bekannt ist. Insbesondere Analkrebs kommt unter homosexuellen Männern auf ähnliche Erkrankungsquoten wie Gebärmutterhalskrebs bei Frauen.
Wegen dieser Gefahren gilt etwa in Großbritannien bereits eine allgemeine Impfempfehlung für Jungen. Die hiesige Stiko hat eine Arbeitsgruppe zu dem Thema gegründet, möglicherweise wird sich auf dem Feld also in absehbarer Zeit etwas tun. Einstweilen aber übernehmen nicht alle Kassen die HPV-Impfung für Jungen – es empfiehlt sich mithin, im Zweifelsfall vorher bei der Versicherung nachzufragen, wenn man eine Impfung plant.
Und die Gegenargumente? Da wären zum einen mögliche Nebenwirkungen: von Schmerzen an der Einstichstelle über Kopf-/Muskelschmerzen und Müdigkeit bis hin zu Fieber, Übelkeit, Schwindel und allergischen Reaktionen. Gravierende Fälle sind dabei höchst selten. Des Weiteren werden finanzielle Argumente angeführt, da eine allgemeine Impfempfehlung die Krankenkassen belasten würde.
Fachleute wie der Medizin-Nobelpreisträger Harald zur Hausen, der den HPV-Impfstoff maßgeblich mitentwickelt hat, findet diese Nachteile angesichts des präventiven Nutzens hinnehmbar, wie er dem „Spiegel“ sagte: „Ich halte es für sinnvoll, Jungen zwischen 9 und 14 Jahren vor Einsetzen der sexuellen Aktivität zu impfen.“