Warum (Kraft-)Sportler die Finger von leistungssteigernden Mitteln lassen sollten
Doping ist nicht nur unter Profisportlern verbreitet; auch in Fitnessstudios kursieren Tipps und Erfolgsgeschichten über die „Zaubermittelchen“. Diese können jedoch gravierende, nicht nur urologische Probleme verursachen.
Auf eine knappe halbe Million wird die Zahl der Kraftsportler in Deutschland geschätzt, die regelmäßig Präparate zur Leistungssteigerung oder Schmerzlinderung einnehmen – vor allem Anabolika bzw. Steroide. Manche Forscher gehen allerdings von einer riesigen Dunkelziffer aus.
Schließlich lassen sich die Mittel ohne großes Aufhebens im Internet bestellen, ohne dass solche Transaktionen irgendwo zentral erfasst würden. Eine Aufklärung über die Gefahren eines solchen Medikamentenmissbrauchs erfolgt dabei in aller Regel nicht.
Und so verwundert es auch nicht, dass die zumeist jungen und männlichen Konsumenten geschockt sind, sobald die negativen Folgen bemerkbar werden. „Wenn junge Männer mit Erektionsstörungen oder Gynäkomastie – also einem abnormalen Brustwachstum – zu mir in die Praxis kommen, ist nicht selten Medikamentenmissbrauch verantwortlich“, berichtet der Urologe Alexander Moschkowitsch aus Berlin-Schöneberg.
Dass Männern „Busen“ wachsen, ist eine Folge des durch Anabolika veränderten Hormonhaushalts. Zwar stellt Gynäkomastie üblicherweise kein medizinisches Problem dar, wohl aber ein ästhetisches, und damit auch ein psychologisches. Gerade den Anabolika-Konsumenten geht es ja meist um eine männliche Erscheinung.
Mit dem entsprechenden Selbstbild vertragen sich auch Erektionsprobleme nicht, die häufig auf regelmäßige Anabolika-Einnahme folgen. In selteneren Fällen kann diese auch zu Prostatavergrößerungen führen. Und schließlich gibt es Hinweise auf eine Schädigung der Spermien, die das Risiko von Fehl- und Totgeburten erhöht.
Anabolika wirken auch im Kopf
Neben den urologischen Problemen sprechen auch andere Begleiterscheinungen gegen den Einsatz der „Muskeltuner“. Harmlos ist da noch die sogenannte Steroid-Akne, die zum einen zu den berüchtigten „Bodybuilder-Pickeln“ auf dem Rücken, zum anderen zu einer Verschlimmerung einer vorhandenen Akne führt.
Deutlich besorgniserregender sind dagegen die psychischen Auswirkungen, namentlich eine depressive Störung, die bei vielen Anwendern nach einiger Zeit auftritt. Zudem bewirkt der erhöhte Testosteronspiegel den Verlust von Hirnzellen. Abschließend sei noch auf ein gesteigertes Herzinfarktrisiko hingewiesen – wobei noch einige weitere negative Begleiterscheinungen des Anabolika-Konsums beobachtet wurden und werden.
„Meinen Patienten, egal ob Leistungssportler oder Hobbykraftsportler, sage ich immer klipp und klar: Anabolika sind brandgefährlich – ihr kurzfristig positiver Effekt wird von einer Vielzahl negativer Effekte früher oder später überlagert. Und diese Nebenwirkungen sind häufig irreversibel“, fasst Urologe Moschkowitsch zusammen.