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24.10.2015 14:09 Alter: 9 yrs

Anlaufstelle für Jungen in der Pubertät: der Urologe

Während pubertierende Mädchen ganz selbstverständlich ihre Intimprobleme mit ihrem Gynäkologen besprechen, scheuen viele gleichaltrige Jungen den Besuch beim Urologen. Dabei ist der „Männerarzt“ ein idealer Ansprechpartner für typische Pubertätsfragen.


Die Bereitschaft, intime Fragen und Unsicherheiten rund um die eigene Sexualität und hormonell bedingte Veränderungen mit den eigenen Eltern zu besprechen, ist bei allen Pubertierenden naturgemäß wenig ausgeprägt. Der Kinderarzt mag vertraut sein, gehört aber meist schon zu sehr „zur Familie“, um ihm unbefangen gegenüberzutreten. Gleiches gilt für den Hausarzt. Für Mädchen kommt nun die Zeit, in der sie – dem Beispiel der Mutter folgend – beginnen, regelmäßig zum Frauenarzt gehen. In ihm finden sie damit eine Vertrauensperson, gegenüber der sie sich öffnen und auch als peinlich empfundene Belange ansprechen können. Pubertierende Jungen hingegen wissen oft gar nicht, dass es Urologen gibt. Statt sich also professionellen, fachärztlichen Rat zu holen, weichen sie lieber ins Internet aus, wo zwar viel Richtiges, aber auch viel Halbwahres und ganz und gar Falsches steht.

Dass hier ein Kulturwandel nötig ist, hat Wolfgang Bühmann, Pressesprecher des Berufsverbandes Deutscher Urologen, kürzlich erneut betont. Gerade in Hinsicht auf Sexualität kursieren in vielen jugendlichen Köpfen verquere Vorstellungen, bedingt nicht zuletzt durch den immer früheren Pornografie-Konsum. Die bei Pubertierenden immer drängende Frage „Bin ich normal?“ kann bei Mädchen der Frauenarzt beantworten. „Bei den Jungs ist das eigentlich ein Job für den Urologen, weil er vom Wissen her prädestiniert ist, diese Dinge aufzugreifen – am besten in einer speziellen Sprechstunde für Jungen, in der der gesunde Teenager betrachtet wird“, führt Bühmann aus. Doch das ist in der Praxis immer noch selten der Fall.

Falsches Image als „Altherrenarzt“
Die Gründe dürften zum einen im Image des Urologen als „Altherrenarzt“ liegen, das zwar an der Realität weit vorbeigeht, aber noch immer verbreitet ist. Die Hemmschwelle würde diesbezüglich laut Bühmann vermutlich sinken, wenn man gesonderte Jungensprechstunden einrichtet, damit 14-Jährige nicht im Wartezimmer zwischen 70-Jährigen mit Dauerkatheter sitzen müssten. Eine kleine, wenn auch nicht wissenschaftliche Umfrage ergab zudem, dass pubertierende Jungen Wert auf das Drumherum in der Praxis legen: WLAN und Fernsehen im Wartezimmer sowie kostenlose Energy-Drinks stehen hoch im Kurs.

Neben solchen Rahmenbedingungen kann allerdings nur eine gründliche Aufklärung wirkliche Fortschritte bringen. „Eltern sollten ihren Jungen im entsprechenden Alter verdeutlichen, dass es mit dem Urologen genau den richtigen Arzt für ‚Jungsprobleme‘ gibt. Wenngleich der Urologe mehr als nur ein Männerarzt oder ‚Jungsarzt‘ ist“, sagt der Berliner Urologe Alexander Moschkowitsch. Väter tun ohnehin gut daran, als Vorbild voranzugehen und regelmäßig urologische Vorsorge zu betreiben.