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24.07.2015 19:23 Alter: 9 yrs

Was tun bei Inkontinenz?

Der unkontrollierte Urinverlust ist den Betroffenen meist peinlich und führt nicht selten zum sozialen Rückzug. Doch man kann etwas gegen das verbreitete Leiden tun.


Da niemand gern darüber spricht, ist Harninkontinenz im Alltag kein Thema. Gleichsam unterhalb des öffentlichen Radars hat es sich jedoch zur Volkskrankheit entwickelt. Der Grund: Inkontinenz tritt vor allem im Alter auf, und die Gesellschaften in den Industrieländern werden immer älter. Von den Bewohnern von Alten- und Pflegeheimen sind über 60 Prozent betroffen.

Insgesamt leidet jeder zweite über 70-Jährige an der mangelnden Kontrolle über seine Ausscheidungen. In jüngeren Jahren sind überwiegend Mütter betroffen, da mehrfache Geburten Beckenboden und Haltebänder dehnen, was die Organe des kleinen Beckens absinken lässt. Rund ein Viertel der Frauen zwischen 40 und 50 Jahren sind daher von Inkontinenz betroffen. Bei jüngeren Männern ist das Leiden meist die Folge eines Unfalls oder operativen Eingriffs.

Nicht wenige Betroffene rutschen immer mehr in die soziale Isolation, da ihnen die Erkrankung peinlich ist. Sogar den Arztbesuch scheuen viele Menschen aus Scham. Dabei kann ein versierter Urologe in aller Regel die Lebensqualität der Inkontinenz-Patienten deutlich verbessern – und da er quasi tagtäglich über Inkontinenz spricht, kommen Peinlichkeitsgefühle gar nicht erst auf.

Zunächst gilt es, im Rahmen der Diagnose die Art der Inkontinenz festzustellen. „Am weitesten ist die Belastungsinkontinenz verbreitet, bei der (a) beim Lachen, Husten oder Niesen, (b) bei Bewegungen wie Gehen, Aufstehen, Treppensteigen, Heben und schließlich (c) im Liegen und Stehen Urin austritt“, erklärt der Berliner Urologe Dr. Alexander Moschkowitsch mit Standorten in Schöneberg und Tempelhof. Ursachen sind in der Regel Geburten, (altersbedingte) Gewebeschwäche oder Operationen im Beckenbereich.

Daneben kommt auch die Dranginkontinenz häufig vor: Die Patienten werden unvermittelt von starkem Harndrang übermannt und schaffen es nicht mehr bis zur Toilette. Als Auslöser kommen hier akute Entzündungen, Diabetes, Übergewicht oder auch Erkrankungen und Schädigungen der Nerven infrage. Beide genannten Inkontinenzformen treten auch oft in Kombination auf. Die weiteren (Überlauf-, Reflex-, extraurethrale und Lachinkontinenz) machen nur circa zwei Prozent der Fälle aus.

Im Weiteren ist für die Diagnose ein Blasentagebuch hilfreich, in dem über einige Tage alle relevanten Vorkommnisse notiert werden, sowie natürlich eine gründliche Anamnese. Der Umfang der klinischen Untersuchung richtet sich nach den zuvor erhobenen Symptomen und kann alle gängigen urologischen Verfahren umfassen. Aufbauend auf der Inkontinenzform und den vermuteten Ursachen kann schließlich die Therapieplanung vorgenommen werden.

Die Behandlungsarten umfassen konservative Methoden, etwa Beckenbodengymnastik, Kathetereinlagen, ggf. Lebensstiländerungen und Übergewichtsreduktion, bei Männern auch Kompressionsbänder, bei Frauen Pessare für einen besseren Blasenauslasswinkel sowie die Therapie Inkontinenz-begünstigender anderer Erkrankungen. Auch blasensedierende Medikamente kommen infrage.

In vielen Fällen verspricht dagegen ein chirurgischer Eingriff die besten Chancen auf mehr Lebensqualität. Die Art hängt von der Inkontinenzform ab: Es können etwa harnröhrenunterstützende Bändchen oder Prothesen bis hin zu einer künstlichen Harnblase eingesetzt werden. Auch Botox- und Kollagen-Injektionen sind in manchen Fällen sinnvoll.

Betroffene sollten angesichts der Vielzahl an wirksamen Behandlungsmöglichkeiten nicht zögern, fachärztlichen Beistand einzuholen. Die Einschränkungen durch eine Inkontinenz können in aller Regel deutlich reduziert werden.